Risiko Wandern - Welche Gefahren im alpinen Gelände zu beachten sind

Das Wandern und Bergsteigen erfreut sich immer größerer Beliebtheit und dient mittlerweile vielen Menschen der immer hektischer werdenden Zeit zu entfliehen. Die Berge werden zunehmend zur Freizeitgestaltung genutzt, um so Ruhe und Entspannung zu finden. Nicht nur das positive Gefühl der körperlichen Betätigung entspannt die Psyche ungemein, auch das unvergleichliche Naturerlebnis und die unbegrenzte Bewegungsfreiheit tragen dazu bei. Doch leider ist das Wandern und Bergsteigen im alpinen Gelände mit bestimmten Risiken und Gefahren verbunden.

Die jährlichen Unfallstatistiken bestätigen, dass viele Wanderer und Bergsteiger diese Gefahren und Risiken unterschätzen und es leider immer öfter zu folgenschweren Unfällen kommt. So verunglücken jährlich im Schnitt mehr als 120 Personen allein in den österreichischen Bergen. Zu den häufigsten Unfallursachen gehören mangelnde Kondition, Selbstüberschätzung, Unachtsamkeit, mangelnde Ausrüstung, mangelnde Tourenplanung oder auch gesundheitliche Beschwerden.

symbol

Risiken und Gefahren reduzieren

Risiken und Gefahren sind bei entsprechender Vorbereitung und guter Selbsteinschätzung des individuellen Könnens leicht zu reduzieren. Im Folgenden sollen die wichtigsten Risikofaktoren veranschaulicht werden.

Tourenvorbereitung und -planung

Vor jeder Tour in den Bergen ist es unabdingbar, dass man sich mit dieser genau vertraut macht. Als Quellen dienen vorwiegend Wanderführer und – karten sowie zunehmend das Internet. Welche Distanz muss ich zurücklegen? Wie lange bin ich voraussichtlich unterwegs? Welche Schwierigkeiten sind zu bewältigen? Gibt es Schutzhütten oder Unterstände bei einem Wetterumbruch? Mit diesen Fragen und anderen mehr, sollte man sich vor jeder Unternehmung im alpinen Gelände beschäftigen. Erst wenn man alle Parameter kennt, kann man einschätzen, ob man dieser Tour gewachsen ist oder nicht doch besser ein anderes Tourenziel wählt.

Kondition und Erfahrung

Leider verfügen viele Wanderer und Bergsteiger nicht über die nötige Kondition und Erfahrung, um sich sicher in den Bergen bewegen zu können. Diese Risikofaktoren führen häufig zu schweren Unfällen. Zwar reicht die Kraft den Gipfel zu erreichen, aber beim Abstieg passiert es dann. Die Müdigkeit führt zur Unkonzentriertheit und dann sind Stolperer oder Ausrutscher schnell passiert. Selbst im mäßig steilen Gelände können diese zu fatalen Verletzungen führen. Selbstüberschätzung und mangelnde Erfahrung tragen zudem häufig bei, dass man in Bergnot gerät und auf fremde Hilfe angewiesen ist. Um diese Risiken zu minimieren, sollte man ausschließlich Touren unternehmen, deren Schwierigkeiten man auch sicher bewältigen kann. Anspruchsvollere Touren erfordern oftmals Tritt- und Schwindelfreiheit und im weglosen Gelände sollten sich sowieso nur sehr erfahrene Wanderer und Bergsteiger aufhalten.

Alleine oder doch zu zweit?

Manche Wanderer und Bergsteiger ziehen es vor, alleine in den Bergen unterwegs zu sein. So muss man keine Treffpunkte oder Zeiten vereinbaren und kann so auch spontan eine Unternehmung antreten. Zudem kann man das Tempo individuell gestalten und muss auf niemanden Rücksicht nehmen. „Und wenn etwas passiert, dann habe ich eh mein Handy dabei“ – Aber genau diese Aussage verleiht ein falsches Sicherheitsgefühl. Denn oftmals ist die Verbindung im Gebirge schlecht oder unmöglich. Und was ist, wenn man schwer stürzt und bewusstlos ist? Oder, wenn der Akku seinen Geist aufgibt? Daher ist allemal anzuraten, sich zumindest zu zweit in den Bergen zu bewegen. Auf einen Tourenpartner ist jedenfalls mehr Verlass und dieser kann im Notfall schnell Hilfe holen. Sollte man trotzdem alleine unterwegs sein, dann sollte man jemandem zumindest über das geplante Tourenziel und die späteste Rückkehrzeit Bescheid geben.

Wetter

Eine der größten Gefahren im alpinen Gelände birgt das Wetter. Gerade in den Bergen kann das Wetter sehr schnell umschlagen. Temperaturstürze, Regen, Schneefall, Nebel und Blitzschlag können den Wanderer schnell in Gefahr bringen. Plötzlich sind Wegmarkierungen nicht mehr zu erkennen und Wanderwege vereist. Dann kann die Orientierung schnell verloren gehen und ein vorher einfacher Anstieg kaum noch begangen werden. Aber auch hohe Temperaturen können zu Problemen führen. Ein Hitzschlag oder Sonnenstich kann beispielsweise zu Herz-Kreislauf-Problemen führen. Um diese Risiken zu minimieren, ist es unerlässlich, dass man sich vor Antritt jeder Wander- oder Bergtour genauestens mit dem Wetterbericht vertraut macht. Leider ignorieren Wanderer und Bergsteiger diesen oftmals und nehmen sogar Warnungen des Hüttenwirts vor Ort nicht ernst. Falscher Ehrgeiz und auch Zeitmangel verleiten diese Gefahr außer Acht zu lassen. „Ich habe nur noch einen Tag Urlaub und muss noch diesen Gipfel besteigen“ - genau dieser Zeitdruck kann zur Tragödie führen, wenn man vom Schlechtwetter eingeholt wird und so in Bergnot gerät.

Ausrüstung

Zu jeder Tourenvorbereitung gehört dazu, sich Gedanken über die nötige Ausrüstung zu machen. Welches Schuhwerk und welche Bekleidung brauche ich? Sind ein Helm und ein Klettersteigset vonnöten? Brauche ich noch anderes Sicherheitsmaterial? Obwohl prinzipiell das Gebot gilt: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“, sollte man keinesfalls bloß wegen einem etwaigen Gewichtsersparnis auf wichtige Ausrüstungsgegenstände bzw. Bekleidung verzichten. Nicht selten hört man, dass Bergsteiger mit Turnschuhen am Großglockner standen und auf jegliche Sicherung verzichteten. Dass hier nicht mehr passiert, ist oftmals reinem Glück zu verdanken. Doch die beste Ausrüstung nützt nichts, wenn man im Umgang mit dieser nicht geübt ist. Außerdem sollte man vor jeder Tour diese auch auf ihre Funktionalität überprüfen und schadhafte Ausrüstungsgegenstände ersetzen.

Wer sich sicher in den Bergen bewegen will, sollte sich der beschriebenen Gefahren und Risiken bewusst sein und diese ernst nehmen. Denn nur so kann man sich vor schweren Unfällen schützen und das jeweilige Vorhaben zu einem unvergesslichen und tollen Bergerlebnis machen.

profilbild

Autor: Ortner Dietmar
Fragen an den Autor

Weitere Themen