Zeitangaben auf Wandertafeln - Wie kommen diese zustande?
Wandertafeln sind für jeden Wanderer eine wichtige Orientierungshilfe vor Ort. Neben dem Zielort zeigen diese die Richtung, den Schwierigkeitsgrad, die Wegnummer und die durchschnittlich benötigte Zeit an. Doch wie kommen die Zeitangaben auf Wandertafeln zustande und wie werden diese berechnet?
Vor jeder Wanderung bzw. Bergtour ist es unerlässlich, sich mit den wichtigsten Parametern der jeweiligen Tour vertraut zu machen. Distanz, Dauer, Schwierigkeit, Steigung und Gefälle gehören zu den entscheidenden Kriterien für die Auswahl des individuellen Tourenziels. Vor allem Wanderführer bzw. Wanderkarten und das Internet sind hier wohl die ersten Informationsquellen. Aber gerade bei den Angaben im Internet sollte grundsätzlich immer eine gewisse Skepsis an den Tag gelegt werden. Insbesondere die Zeitanhalte können hier teilweise recht subjektiv sein und von der tatsächlichen Dauer erheblich abweichen. Wer den Umgang mit einer Wanderkarte gewohnt ist, kann mit Hilfe dieser, seine voraussichtlich benötigte Zeit gut berechnen. Mit zunehmender Erfahrung werden diese Einschätzungen auch immer präziser.
Wie kommen nun die Zeitangaben auf den Wandertafeln zustande?
Diese Frage ist auf Anhieb gar nicht so einfach zu beantworten, denn schon die verschiedenen alpinen Vereine führen unterschiedliche Richtzeiten an. Im deutschsprachigen Raum wird die sogenannte DIN 33466 Norm (Wegweiser für Wanderwege) als Berechnungsmethode angewendet. Diese lautet, dass man für vier Kilometer im horizontalen Gelände, 300 Meter beim Aufstieg und 500 Meter beim Abstieg durchschnittlich eine Stunde benötigt. Im Wegehandbuch des Österreichischen Alpenvereins heißt es dazu: „Die tatsächliche Gehzeit einer Strecke lässt sich errechnen, indem von den für Horizontal- und Vertikalentfernung errechneten Zeiten der kleinere Wert halbiert und zum größeren addiert wird.“ Ein Beispiel: Höhenunterschied 600 Höhenmeter = 2 Stunden, horizontale Entfernung 4 Kilometer = 1 Stunde: Das bedeutet also 2 1/2 Stunden Gehzeit im Aufstieg.
Diese Berechnungsformel ist natürlich recht allgemein gehalten und orientiert sich eher an einem langsamen Wanderer. Dies hat insbesondere den Grund, dass zu optimistische Zeitangaben den unerfahrenen Wanderer leicht zur Fehleinschätzung der tatsächlichen Dauer verleiten würden und dieser so eventuell in die Dunkelheit oder im schlimmsten Fall sogar in Bergnot geraten könnte. Diese Werte gelten zudem nur bei Idealbedingungen und Rastzeiten bzw. Zeitreserven sind dabei noch nicht eingerechnet. Wie lange man tatsächlich braucht, hängt auch noch von einigen weiteren Faktoren ab. Zu den subjektiven gehören beispielsweise das Alter, die Fitness und die Tagesverfassung. Objektive Faktoren sind unter anderen das Wetter, die Wegbeschaffenheit, die Seehöhe oder das Gewicht der Ausrüstung. So sollte man sich vor Antritt der jeweilige Wandertour folgende Fragen stellen: Wie sind die Bedingungen? Hat es geregnet oder etwa sogar geschneit? Sind steile bzw. Kletterpassagen zu überwinden? Habe ich gut geschlafen, fühle ich mich wohl, bin ich gesund? Bin ich alleine unterwegs oder in einer Gruppe? Alle diese Faktoren nehmen entscheidenden Einfluss auf die tatsächlich benötigte Zeit. Somit wird klar, dass die Zeitangaben auf den Wandertafeln grundsätzlich "nur" als Orientierungshilfe vor Ort dienen können. Trotzdem sollten diese von jedem Wanderer aufmerksam beachtet werden, um so zumindest einen Anhalt zu haben.